Menschenliebe

Sie redet nicht gerne über ihre Arbeit, Ansprachen sind ihr ein Greuel. Auf Veranstaltungen wird Karin DiGia (60) leicht übersehen, weil die zierliche Frau das Rampenlicht so sehr scheut. Wer sie näher kennenlernt, entdeckt rasch ihre Stärken: Mut, Hartnäckigkeit und vor allem Menschenliebe. Als Engel bezeichnen sie nicht wenige - darunter Harry Belafonte, Christo, Jeanne Claude und Paul Newman.
1980 gründete sie den Verein "Children in Crisis", der verlorene Kinder auf der ganzen Welt aufspürt und zu ihren Familien zurückführt. Dabei scheut sie sich nicht, krisengeschüttelte Regionen persönlich aufzusuchen, um zu helfen. Besonders in Bosnien ist die Mutter von zwei erwachsenen Kindern zur Zeit ständig unterwegs - um schneller dort zu sein, hat sie kürzlich ein Büro in Hamburg eröffnet.
Angetan mit einer kugelsicheren Weste marschierte die gebürtige Hamburgerin, die seit 1959 in New York lebt, kürzlich durch das zerstörte Tuzla, um sich ein Bild der Not zu machen. Ergebnis: Sie schaffte es, medizinisches Gerät im Werte von mehr als einer Million Mark in die Region zu bringen. Ärzte folgen inzwischen genauso gerne ihrem Ruf wie zahlungskräftige Prominente - "weil ich eben versuche, die richtigen Worte zu finden, wenn ich um Hilfe bitte".
Auch die Verkaufsausstellung "A house for a home" bei "by USM Kayenburg" am Neuen Wall ist ihr Werk. Mehr als 100 namhafte Künstler haben ihr dazu Arbeiten gespendet - "wer kann einem Engel schon einen Wunsch abschlagen".

schmoo, aus: Hamburger Abendblatt, Sonnabend/Sonntag, 5./6. Dezember 1998, Rubrik "Menschlich gesehen"

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