Double Dutch und traumatisierte Kinder

Wie in allen Kriegen, sind in Bosnien und dem Kosovo die meisten Kinder tief traumatisiert. Ich habe durch unsere Arbeit viele von ihnen kennen gelernt - einige sind so verstört, dass sie nicht mehr sprechen, andere hocken hoffnungslos herum und werden dadurch, dass sie täglich die Kriegsgeschichten hören und auch oft übersetzen müssen, immer wieder erschüttert und kommen nie zur Ruhe.

Viele der internationalen Organisationen haben Psychologen eingesetzt, die Ärzte vor Ort schulen und auch Betroffene behandeln. Doch es fehlt an allem und nur ein kleiner Teil kann behandelt werden. Wir wissen, dass viele Menschen, die einen Krieg mitgemacht haben, für ihr gesamtes Leben gestört sind. Deshalb ist es wichtig, dass wir immer wieder Wege finden, ihnen zu helfen, das Trauma abzuarbeiten.

Kinder mit Knetmassen arbeiten zu lassen und zu malen, hilft bereits beträchtlich, aber sie müssen sich andererseits auch mehr bewegen. Sport als Therapie hat sich schon lange als Erfolgsrezept erwiesen, doch leider können aus vielen Gründen nicht alle daran teilnehmen.

In den kommenden Sommerferien und mit der Hoffnung, auch hier zu helfen, bringen wir jetzt Springseile und Spiele, wie zum Beispiel Double Dutch (es ist ein Seilspiel, das aus Holland stammt) nach Bosnien und in den Kosovo. Es ist in den Vereinigten Staaten besonders beliebt und es gibt Hunderte von Teams und auch zahlreiche einzelne Kinder, die Seilspringen lieben und wie einen Sport betreiben.

Die Geschichte des Seilspringens ist sehr alt, keiner weiß genau, wann es wo anfing. In vielen Höhlen geben Zeichnungen Hinweise auf seine Herkunft. Seile wurden oft aus Naturmaterial geflochten, die man dann irgendwann wegwarf. Man weiß, dass in Ägypten Kinder Seil sprangen während ihre Eltern Mumien verpackten. In einem Kalender aus dem 6. Jahrhundert in der Tang Dynastie ist das Seilspringen von Kindern dokumentiert worden. In Europa war es für eine lange Zeit ein Gesellschaftsspiel für Erwachsene bis Kinder es übernahmen. Heute springt jeder Spitzensportler Seil und das interessiert natürlich die Jugendlichen besonders.

Ich hoffe, mindestens zweitausend Kindern ein Seil schenken zu können. Wir werden einen Club anfangen, Ihnen Videos aus Amerika über Double Dutch und die vielen Arten des Springens zeigen, an denen einzelne Kinder und Teams teilnehmen. Jedes Kind bekommt auch ein T-Shirt sowie ein paar andere kleine Geschenke für den Sommer. Wir werden dann im Herbst kleine Veranstaltungen durchführen, bei denen die Kinder ihre Künste vorführen können. Wir sind auch vom Verein der Kriegsversehrten gebeten worden, Seile zu bringen; viele Amputierte sind begeistert davon und möchten kleine Gruppen leiten.

Für die Verarbeitung der Kriegsgeschehnisse hat dieses Programm große Vorteile. Die Kinder bewegen sich, sie entwickeln ihre Muskeln, werden gelenkiger, atmen tief durch und werden gesund müde, wodurch dann auch viele Schlafstörungen aufgehoben werden können. Wir haben verschiedene Seile getestet und erlebt, dass einige Kinder einfach dabei losschrieen, weinten und natürlich auch lachten. Wir sehen es ist wirksam.

Die Kinder können alleine springen oder auch in Teams und dadurch lernen, sich aufeinander einzustellen und miteinander zu arbeiten. Durch Seilspringen entstehen auch Freundschaften. Wir würden gerne pro Kind für den Sommer 50 DM sammeln. Damit können wir ihnen Busfahrten ermöglichen, etwas Taschengeld geben und sie mit einigen Naschereien und Butterbroten versorgen. Karstadt hat großzügig 1000 Seile gespendet, wir möchten weitere dazu kaufen. 2000 Kinder sind eine große Anzahl, doch sie verteilen sich auf die Lager und Dörfer und es werden noch zu wenig sein.

Ich hoffe, auch Sie sind dabei und helfen den Kindern, mit Freude und Spaß durch den Sommer zu hüpfen.



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